Eines meiner langjährigen Hobbies ist die Beschäftigung mit Bonsai.

Angefangen hat es etwa 1990, als es die ersten dieser kleinen Bäumchen in diversen Baumärkten zu kaufen gab. Bald habe ich mir das erste Buch zum Thema gekauft - und im Laufe der Zeit kamen immer mehr hinzu.

Lange Zeit musste ich mit zwei, drei Zimmerbonsai auskommen, was dem Platzangebot in meiner Studentenbehausung entsprach. Nachdem ich den Garten meiner Eltern mitnutzen konnte, fing ich schließlich an, mich mit Pflanzen unserer Breitengrade zu beschäftigen - den so genannten "Outdoor"-Bonsai.

Inzwischen kann ich auf fast 20 Jahre Erfahrung in Sachen Bonsai zurück blicken. Meine Sammlung umfasst ca. 50 Bäume, sowohl Indoor als auch Outdoor.

Unten ist eine Auswahl von Fotos zu sehen, die anlässlich einer von mir organisierten Bonsai-Ausstellung im Stadtmuseum Hildburghausen 2012 entstanden sind.

Im "Freien Wort" Hildburghausen gab es dazu auch einen sehr netten Artikel, den man hier findet:

http://www.insuedthueringen.de/lokal/hildburghausen/hildburghausen/Grosse-Liebe-zu-kleinen-Baeumen;art83436,1986585
Europäische Lärche
Feldahorn
Installation mit Fichte
Lärche, Feldulme und chinesischer Liguster
Zwergmispel, europäische Lärche und Hainbuche
Blick in die Ausstellung

Bonsai - kennt doch jeder?

Oder?

Fristete die Bonsai-Kultur vor einigen Jahrzehnten noch ein exklusives Nischendasein, so stehen heute die kleinen Bäumchen in (meist blauen) Schalen in fast jedem Supermarkt neben den Orangen und Bananen, sind im Baumarkt in einem extra Regal bei den Kakteen aufgestellt und tauchen sogar in manchen Möbelhäusern auf. Meist sind die iedlichen Pflänzchen mit einem Schild versehen, auf dem man lesen kann, dass es sich um einen „echten Bonsai“ handelt, welchen Namen er hat und dass man ihn gießen und hell aufstellen soll. Viele Menschen haben sich schon einen solchen Bonsai mit nach Hause genommen - wo er dann oft nach einem halben Jahr eingegangen ist… Sind das also minderwertige Pflanzen oder ist Bonsai doch nur was für Spezialisten? Auf beide Fragen kann man nicht mit Ja oder Nein antworten. Die meisten der als Massenware angebotenen Pflanzen sind in unserem Klima nur bedingt für das Zimmer geeignet, sie könnten hier selbst von erfahrenen Bonsaifreunden nur schwer dauerhaft gepflegt werden. Und zur erfolgreichen Pflege der kleinen Bäume gehört eben auch ein gewisser Wissens- und Erfahrungsschatz um die speziellen Bedürfnisse dieser Pflanzen, der aber jeder erwerben kann. Bonsai ist von einer exklusiven ästhetischen Freizeitbeschäftigung zu einem industriellen Massenartikel mit allen unliebsamen Nebenwirkungen geworden. Ohne Kenntnis der dazugehörigen Hintergründe und Fertigkeiten sind Enttäuschungen geradezu vorprogrammiert. Diese Ausstellung möchte Anregungen geben, sich näher mit der seit Jahrhunderten in China und Japan gepflegten Tradition der Bonsai-Kultur zu beschäftigen und Entscheidungshilfen anbieten, wenn beim nächsten Besuch im Baumarkt mal wieder so ein niedliches Bäumchen herumsteht… Natürlich gibt es aber inzwischen auch Bonsai-Händler, die qualitativ höherwertige Bäume im Angebot haben – allerdings hat dies auch seinen Preis. Ermöglicht und ausgestaltet wurde die Ausstellung durch die Initiative mehrerer privater Bonsaifreunde aus Hildburghausen und Umgebung, die diesem Hobby teilweise seit vielen Jahren nachgehen.
Allgemeines
Bonsai bedeutet eigentlich schlicht „Baum in einem Topf“. Es handelt sich also nicht um spezielle Züchtungen, sondern um ganz normale Pflanzen. Deshalb kann es auch keine „echten“ Bonsai geben, sondern allenfalls gute oder schlechte Bonsai bzw. geeignete oder ungeeignete Pflanzen. Zum Bonsai wird eine Pflanze durch den gestalterischen Eingriff des Menschen. Dabei handelt es sich aber nicht um eine Verstümmelung oder Verkrüppelung der Natur, sondern um eine gezielte Kultivierung, wie sie auch bei vielen anderen Pflanzen in Haus und Garten üblich ist, z. B. beim Hecken- oder Obstbaumschnitt oder bei der Haltung von Zimmerpflanzen, die in ihrer Heimat zu mächtigen Bäumen heranwachsen (z. B. der beliebte Ficus). Die Kunst des Bonsai ist Teil der umfassenden Blumen- und Gartenkultur Japans und Chinas und hat handwerklich-gärtnerische, künstlerische und moralisch-ethische Komponenten mit großem geistigen Umfeld und geschichtlichem Hintergrund. In Japan werden wertvolle, alte Bonsais wie Mitglieder der Familie angesehen, deren Geschicke sie über Generationen hin begleiteten.
Bonsai ist eben nicht nur ein Baum in einem Topf.

Ganz kurze Geschichte des Bonsai
Die Kunst der Bonsaigestaltung stammt ursprünglich aus China und ist dort seit dem 10. Jahrhundert nachweisbar. Bereits um 1400 ist sie auch in Japan populär und erfährt eine hohe Wertschätzung. In der Edo-Epoche ab dem 17. Jh. wird sie als Form des ästhetischen Vergnügens nicht mehr nur vom Adel, sondern von großen Teilen des Volkes gepflegt und erlebt einen großen Aufschwung. Ganz besonders stark entwickelte sich die Bonsai-Kultur zu einer Zeit, als das Gesetz auch wohlhabenden Bürgern verbot, große Gärten anzulegen; dies sollte ein Privileg des Adels bleiben. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, insbesondere nach dem 2. Weltkrieg, ist das Interesse an Bonsai innerhalb und außerhalb Japans sehr gestiegen. Dies führte zur Entwicklung eines regelrechten Bonsai-Marktes.
Bonsai in Europa
Die Portugiesen, die ab 1542 nach Japan kamen, waren wohl die Ersten, die Bonsai kennen gelernt haben und sich teilweise als exotische Kuriositäten zulegten, ebenso wie in der Folge vermögende Japan-Liebhaber. Einem größeren Publikum bekannt geworden ist die Bonsai-Kultur anfänglich durch die Weltausstellung in London 1909, in stärkerem Maße aber erst nach Ende des 2. Weltkrieges, vor allem ab den 1970er Jahren. Es scheint sich dabei aber um keine kurzlebige Mode zu handeln, sondern Bonsai hat in unserer Gesellschaft eine wirklich lebendige Funktion übernommen. Eine alte asiatische Kultur ist nach Europa gelangt, wo sie Wurzeln geschlagen und sich nach eigenen Gesetzmäßigkeiten zu entwickeln begonnen hat. Aus etwas Altem und Fremden wird etwas Lebendiges, Neues und uns Vertrautes. Neben seinem Nutzwert hatte der Baum in Europa auch immer eine symbolische Bedeutung und gehörte neben dem Stein zu den Ursymbolen. Angesichts vieler Menschen, die heute ohne Garten auskommen müssen, stellt Bonsai einen besonders intensiven und individuellen Umgang mit der Natur dar. Entsprechend der Wohnsituation entsteht ein eigentlich nur durch Platzangebot und Zeitaufwand beschränkter großer Spielraum.

Rahmenbedingungen
Prinzipiell kann sich jeder Bonsai halten, aber Art und Anzahl sollten immer auf die Umstände (räumliche Bedingungen und Zeitaufwand) abgestimmt sein, da sonst kaum befriedigende Ergebnisse möglich sind. Bonsai-Kultur erlernt nur, wer über Jahre hinweg Bonsai aufzieht, es ist ein Wachstumsprozess mit und an den Pflanzen, mit Erfolgen und mit Rückschlägen.
Es gibt verschiedene Bonsai-Arten, deren Wahl von den persönlichen Verhältnissen abhängt:
- ganzjährige Wohnungshaltung (Indoor-Bäume)
- erfolgreiche Aufzucht nur mit einem Gewächshaus (Kalthaus) möglich
- nur ein- oder zweimal im Jahr attraktiv (z. B. Blütenbonsai)
- besonders pflegeintensiv oder besonders pflegeleicht
- erst nach Jahren oder Jahrzehnten ausgereift oder kurz- bis mittelfristig „fertig“, aber ebenso kurzlebig
- nur gelegentliche Aufstellung im Haus, sonst Kultivierung draußen (Outdoor-Bäume)

Grundsätze der Bonsaigestaltung
Es gibt einen Kanon klassischer Stile, der sich aus der Typisierung natürlicher Vorbilder entwickelt hat, und aus dem sich allgemeine Gestaltungsgrundsätze ableiten lassen. Doch sind die Pflanzenarten und jedes Pflanzenindividuum so besonders, dass keine starren Regeln befolgt werden können. Ziel ist immer eine klare und ausdrucksstarke Gestalt, ein eindrucksvolles Gesamtbild. Jeder Baum ordnet sich von selbst um seinen Stamm, äußere Einflüsse modifizieren diesen Aufbau. Immer bleibt jedoch die Schwerpunktlinie „Stamm“ erhalten. Diese innere Stabilität gilt es herauszuarbeiten, Symmetrie ist möglichst zu vermeiden.

Pflanzgefäß
Das Gefäß, in dem der Bonsai gezogen wird, ist eine wichtige ästhetische Komponente der Gestaltung. Form und Farbe stehen in Relation zu Pflanzengestalt und –größe. Dabei soll die Schale aber nicht in Konkurrenz zur Pflanze treten, weder durch auffällige Farbe noch durch die Form, und nicht von ihr ablenken. Die Keramikherstellung in China und Japan stand durchgängig auf sehr hohem Niveau und die alten Formen werden weiterhin nachgebaut. Es werden viele hundert Typen an tiefen und flachen, quadratischen und rechteckigen, runden und ovalen Gefäßen aus Keramik und Porzellan angeboten, gefärbte und ungefärbte, beschriftete und bemalte. Daher ist es möglich, für jeden Bonsai das passende Gefäß zu finden, welches über die Sicherung der Versorgung der Pflanze hinaus zu einer wesentlichen Gestaltungskomponente werden kann.

Präsentation
Was nützt der schönste Bonsai, wenn er nicht wirkungsvoll aufgestellt werden kann, damit sich die Menschen daran freuen. Zur Aufstellung gehört immer ein erhöhter Platz, der die Pflanze aus der Umgebung heraushebt. Bei der Präsentation von Bonsai in der Wohnung ist zu beachten, dass, abgesehen von „Zimmerbonsai“, die Pflanzen nur eine kurze Zeit im Haus verbringen dürfen, ganz besonders dann, wenn die Räume beheizt werden oder der Lichteinfall beschränkt ist (2 m von Fenster entfernt ist es für einen Bonsai oft schon „stockdunkel“!).

Handwerkliches und Grundlagen
Erklärungen zu Erdmischungen bzw. Substraten, Umtopfen, Schneiden, Drahten, allgemeinen und speziellen Gestaltungstechniken usw. - also das ganze "tägliche Handwerk" - führen an dieser Stelle zu weit. Dafür gibt es einschlägige Literatur und entsprechende Internetforen zum Nachlesen.
Und nicht zu vergessen: die eigene Erfahrung!